Sonntag, 29. Juli 2012

CH: Pünktlich zum Nationalfeiertag senkt Emmi den Milchpreis

Das wird die Bauernfamilien, welche am 1. August 200 000 Gäste auf ihren Höfen zum Brunch empfangen, nicht gerade motivieren: Just auf diesen Tag sinkt der Milchpreis erneut.
Vor zwei Wochen haben wir feststellen müssen, dass der Milchauszahlungspreis in der Schweiz heute so tief ist wie zuletzt in den sechziger Jahren. (Rolling Stones, Easy Rider , Flower Pover usw; wir erinnern uns) Damit sind wir aber noch nicht auf der Talsohle angekommen. Die Preissenkungen gehen munter weiter.Das ist eine logische Konsequenz der Machtverteilung im Milchmarkt. Solange die Produzenten zur Milchmenge nichts mehr zu sagen haben, so dass jeder gezwungen ist, wild drauflos zu produzieren, finden keine Milchpreisverhandlungen mehr statt. Der Preis wird vom Milchkäufer einfach diktiert. Und dieser Preis wird so errechnet, dass alle ihre Kosten gedeckt haben: Die Grossverteiler, die Milchhändler, die Transporteure, die Verarbeiter. Auch alle Bürostunden müssen entschädigt sein. Der Milchpreis der Bauern ist
ein Selbstbedienungsladen für alle, welche nach ihm mit der Milch etwas zu tun haben. Das einzige Problem, das noch bleibt ist, wie man es dem Bauern mitteilen soll.
Geradezu grotesk tönt das "Infoschreiben", welches die Emmi Direktlieferanten am vergangenen Samstag erhalten haben: Ab dem 1. August wird der Milchpreis für A- Milch um 2 Rappen gesenkt. Das tönt im Originaltext dann so:" Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Situation und aufgrund des fehlenden Richtpreises, muss die Emmi den Milchpreis mit einem Rückbehalt von 2 Rappen pro Kilogramm an das Marktniveau angleichen". Man wird beim weiteren Durchlesen den Eindruck nicht los, dass die Schreiberlinge ihre Milchlieferanten nicht für ganz voll nehmen. Anders kann man sich nicht erklären, wie versucht wird, diese neue Milchpreissenkung zu rechtfertigen. So soll angeblich der aktuelle EU- Preis bei 36 Rappen liegen. BIG - M weiss aber, dass der EU Grundpreis bei mindestens 31 Cent liegt, hinzu kommen aber für die Bauern noch 10,7% Mehrwertsteuer, sowie diverse Zuschläge für gute Inhaltstoffe, Milchqualität, Lademengen etc. Die meisten unserer Kollegen in den Nachbarländern haben deshalb einen Auszahlungspreis von nahezu 40 Cent ( 48 Rappen)
Weiter wird versucht, den Preisdruck bei der A- Milch mit einem zusehends stärkeren Franken zu rechtfertigen. Da biegen sich selbst in der neusten Milchviehscheune die Balken. Unterschlagen wird, dass in den letzten drei Monaten der Franken gegenüber dem Dollar um 10% nachgegeben hat! Und Emmi weiter: Die Milchpreisdifferenz zur EU sei seit Anfang 2012 von 22 auf 28 Rappen gestiegen. Hier wird unterschlagen, dass bei Käse 15 Rappen pro Kilo Milch mit der Verkäsungszulage ausgeglichen wird.
Geradezu abenteuerlich tönt der Hinweis, dass die Emmi diese "Preiskorrektur" wegen der Unsicherheit vornehmen muss, (Zitat: ) "wie und in welchem Ausmass mit den Richtpreisen der BO Milch weitergefahren wird"
Unter dem Strich bedeutet diese Preissenkung bei der A- Milch nichts anderes als das Eingeständnis, dass die Segmentierung nicht funktioniert. Im A- Segment wäre ja diejenige Milch, die im geschützten Schweizer Markt abgesetzt wird. Hier wäre eine Preissenkung gar nicht nötig. Die Folgen für das Versagen des Segmentierungsmodells tragen aber allein die Bäuerinnen und Bauern, darum wird das Modell nicht in Frage gestellt. Die für
das Scheitern Verantwortlichen kommen einmal mehr ungeschoren davon.
Solange in der Schweiz keine Möglichkeit geschaffen wird, mit der man das Angebot auf dem Milchmarkt an die Nachfrage anpassen kann, solange geht die Milchpreisspirale hinunter. Die Talsole wird dann erreicht sein, wenn auch den letzten produzierenden Bauern in bester topografischer Lage die Kohle ausgegangen ist, grosse Randregionen keine Milchkühe mehr haben und die Tourismusverantwortlichen in Bern Alarm schlagen. Dann wird sogar das BLW wieder aktiv.
Wir von BIG-M wollen diesen Punkt nicht abwarten. Gemeinsam mit gleichgesinnten Organisationen werden wir dafür kämpfen, dass mit einer intelligenten Regulierung des Milchmarktes, dieser das Wort Markt wieder verdient. An dieser Stelle rufen wir die Bauernlandsgemeinde vom Samstag, 4. August in Grosswangen LU in Erinnerung. Sie wurde von Berufskollegen organisiert, welche innerhalb der SVP in Bern für eine Zukunft des Bauernstandes kämpfen. Es ist äusserst wichtig, dass die brennenden Themen, welche uns Bauern beschäftigen, nach aussen in die Öffentlichkeit getragen werden.Treffpunkt ist um 10.00 Uhr auf dem Hof von alt Nationalrat Josef Kunz.
Mit kämpferischen Grüssen Euer BIG-M-Team
milchstreik.ch