Montag, 20. August 2012

BIG-M: 38 Rappen fürs Kilo Milch - Reicht das noch immer nicht?

In der vergangenen Woche haben wir hautnah miterleben dürfen, auf welchem Niveau die Diskussion um die Neugestaltung der Agrarpolitik ausgetragen wird. In Sachen Landwirtschaft besteht ein eigentliches Sprachverständnis- und Faktenchaos. So kann keine sachliche Diskussion stattfinden. Und unser Milchchef im BLW, Jaques Chavaz, lächelt zufrieden in die Kameras, anstatt die Verdrehungen  zu klären. Die Parlamentarier in Bern benutzen die verfahrene Situation, um egoistisch Parteipolitik zu machen. Dabei wäre es jetzt oberdringend, endlich sachliche Lösungen anzugehen. Der Milchmarkt droht allmählich im Chaos unterzugehen. 

BIG-M hatte diesen Sommer in zwei Milchgeldabrechnungen Einsicht, wo den Bauern gerade noch 38 Rappen pro Kilo ausbezahlt wurde und zwar für die gesamte Milch, nicht nur für jene Milch, die in den Export geht und dort mit europäischen Preisen mithalten muss!!! Und es ist kein Ende in dieser Abwärtsspirale abzusehen, solange die Produzenten von der Politik keine Rahmenbedingungen bekommen, um die Milchmenge an die Nachfrage anpassen zu können.

Der Versuch einzelner Bauern, der Abwärtsspirale zu entgehen, indem sie auf Biomilch umstellen, ist in diesem Umfeld leider auch eine Illusion. Es gibt wieder zuviel Biomilch. Noch im vergangenen Sommer wurde gedroht, die fehlende Biomilchmenge zu importieren. Heute ist es bereits umgekehrt: Im Sommer muss die überschüssige Biomilch über den ÖLN - Kanal entsorgt werden. Auf der Milchgeldabrechnung der ZMP Biobauern wird dafür den Produzenten ein "Deklassierungs-Beitrag" von 3 Rappen pro Kilo belastet. Und der Biomilchpool, der vor einem Jahr gegen die 4 Rappen beim Marktenlastungsfond (mit-) geklagt hat, mit der Begründung, die Biomilchbauern würden keine Überschüsse produzieren, kauft inzwischen C-Biomilch für 30 Rappen ein.

BIG-M nimmt zur Kenntnis, dass sowohl die Bundesverwaltung wie auch die Politik zur Zeit nicht willens ist, das zentrale Problem der Überproduktion zu lösen. Für uns unverständlich, gehen doch damit vor allem in den benachteiligten Regionen wertvolle Strukturen für immer verloren. 
BIG-M schaut da nicht mehr zu. Wir haben in der vergangenen Woche ein gemeinsames Vorgehen zusammen mit anderen Basisorganisationen festgelegt. Wir sind uns in der Zielsetzung weitgehenst einig. Es muss eine Änderung kommen, denn "der Preis, den uns dieser liberalisierte Markt diktiert, ist der Preis, an dem die Milchbauern zugrunde gehen".  Das ist nicht im Interesse der Bevölkerung, auch wenn dabei Grossverteiler und Lebensmittelverarbeiter kurzfristig Rekordgewinne erzielen. Fehlende Markterlöse mit Steuergeldern zu kompensieren ist ebenfalls ein falscher Ansatz, welcher sich auf die Dauer nicht finanzieren lässt.

Mit kämpferischen Grüssen 
BIG-M