Samstag, 16. Februar 2013

CH: Vollgasmelken ist angesagt

Der deutliche Rückgang der Milcheinlieferungen in den letzten Monaten hat Verunsicherung bei den Milchkäufern ausgelöst. Ob die limitierenden Lieferrechte Schuld daran sind oder die angeblich bescheidene Qualität des Grundfutters, sei mal dahingestellt. Wir glauben eher, dass BIG-M einmal mehr Recht damit hat, dass den Bauern langsam die Lust vergeht, ihre Milch endlos unter den Produktionskosten zu verkaufen. Milch ist offenbar bereits wieder gesucht wie schon lange nicht mehr. Und schon setzen die Abnehmer erste Anreize um sich mehr Milch zu sichern, natürlich ohne momentan mehr dafür bezahlen zu müssen.
Für diesen Sommer hat z.B. die Nordostmilch angekündigt, dass sie für Sommermilch etwas mehr bezahlen wird. Noch konkreter wird Emmi bei ihren Direktlieferanten: Für jedes Kilo Milch, welches im Juli und August mehr geliefert wird als im vergangenen Jahr, sollen die Produzenten 10 Rappen zusätzlich erhalten. Die Lobag Milch AG will die Lieferrechte ab 2014 neu als Monatsvertragsmengen auf der Basis der gelieferten Menge 2012 und 2013 festlegen. Das Signal ist klar: Jetzt ist vollgasmelken angesagt, denn die abgelieferte Menge im Jahr 2013 zählt für die Zukunft!
Diese Milchankurbelungs-Strategie führt unweigerlich zu Kollateralschäden. Wenn die Bauern diesen Sommer möglichst viel Milch abliefern sollen, werden viele Kühe im Sommer nicht mehr auf der Alp, sondern im Tal gemolken. Damit gefährden wir die Produktion des Alpkäses in der Schweiz. Ein Milchprodukt, welches einen absoluten Spitzenruf bei den Konsumenten geniesst, und bei welchem sich im Gegensatz zum verbreitet hergestellten Noname-Billigkäse eine gute Wertschöpfung erzielen lässt!
Aber eben: Wenn die Vorstände der Milchhandelsorganisationen zu Marionetten der Verarbeitungsindustrie werden, dann bleibt halt vieles auf der Strecke.