Mittwoch, 8. Mai 2013

BIG-M: Die Produzenten werden unten gehalten

In der Schweiz, aber auch international ist Milch wieder sehr gesucht. Der Preis für Milchpulver ist förmlich explodiert. Die Bauern merken davon allerdings sehr wenig. Bei uns in der Schweiz soll frühestens ab dem 1. Juni der Milchpreis ein klein wenig steigen. Dabei werden im Verkauf die Milchpreisanhebungen bereits heute umgesetzt, auch auf den Höfen: So erhielten die Kälbermäster die Nachricht, dass das Schweizer Milchpulver wegen international gestiegener Milchpreise teurer geworden ist - obwohl sich ausschliesslich Schweizer Milchpulver darin befindet und unsere Milchpreise immer noch unverändert tief sind. Festzuhalten wäre da noch, dass Milchpreissenkungen bei Pulver immer erst nach Monaten weitergegeben werden, mit der Begründung, dass dieses eben noch mit der teureren Milch produziert worden sei. Nun ist das Milchpulver mit billiger Milch produziert worden und der Preis steigt trotzdem....

Geradezu skandalös ist der Umstand, dass bei uns immer noch B Milch zu Tiefstpreisen abgerechnet wird. Die Nordostmilch rechnet z.B. 56 Rappen für die B-Milch ab, bei den Emmi Direktlieferanten sind es 54 Rappen, und bei der Miba werden nur gerade mickrige 46 Räpplein für die B-Milch bezahlt. Wenn bei diesem Preis noch die Verkäsungszulage kassiert wird, liegt der Einstandspreis dieser Milch bei 31 Rappen! Zum Vergleich: In Europa werden am Spotmarkt 40 Cent also 48 Rappen netto bezahlt!! Doch darum kümmert sich niemand, Hauptsache man kann den Medien weis machen, dass der Milchpreis ab Juni um 3 Rappen steigt.

AP14-17: Auch hier profitieren wieder die Gleichen
Die Milchbauern sind in diesem ungleichen Markt reine Restgeldempfänger. Dass dies auch in Zukunft so bleiben soll, dafür sorgt die Agrarreform AP14/17. Die Milchindustrie ist denn auch sehr zufrieden mit der Verordnung. Insbesondere weil:

- die Produzenten keine Möglichkeit haben die Milchmenge so zu steuern, dass Angebot und Nachfrage im Gleichgewicht sind. Sowohl bei Überschüssen wie auch bei Mangelsituationen (siehe oben) profitieren die Verarbeiter und der Handel.

- ein Obligatorium für Milchkaufverträge verhindert worden ist.

- der Agrarkredit um 160 Millionen aufgestockt worden ist. Dieses Geld ist vor allem dazu da um neue (Milchvieh-) Ställe zu subventionieren und die Bauern damit auf Jahrzehntehinaus an die Milchproduktion zu binden. Sie werden dann noch abhängiger von der Milchindustrie. Während andere völlig abhängig werden von den Direktzahlungen für ihre Landschaftspflege und fast nichts mehr produzieren.

- das Parlament dem Bund den Auftrag erteilt hat, die Folgen einer totalen Grenzöffnung in einer Studie zu prüfen. Aus Erfahrung wissen wir, dass solche Studien IMMER ergeben, dass die Chancen höher als die Risiken zu gewichten seien und den ersten Schritt in Richtung Grenzöffnung darstellen.

- es auch weiterhin keine aktuelle Marktüberwachung gibt, welche Veränderungen bei Angebot und Nachfrage dokumentiert. Stattdessen will man Monate hinterher die Zahlen erheben und mit Riesenaufwand kontrollieren, ob die Milchgeldabrechnungen und Mengenmeldungen der Segmentierung entsprechen. Vielleicht werden irgendwann sogar Sanktionen gesprochen, die dann in jahrelangen Gerichtsverfahren wieder angefochten werden können und nachher auch wieder von den Produzenten bezahlt werden müssen (man erinnere sich nur an das Beispiel der Mehrmengenkontrolle!!!) Was für eine Geld- und Energieverschleuderung! Ein absolut stumpfsinniger Leerlauf. Hauptsache der "freie Markt" wird nicht tangiert.

Solange auf diese Art weitergewurstelt wird, fehlt den Milchwirtschaftsbetrieben eine verlässliche Perspektive. Investitionsentscheide werden verschoben. Die Auswirkungen dieser Ungewissheit werden in den Regionen mehr und mehr spürbar. Sobald die Jungen nicht mehr in die Milchproduktion einsteigen, ist ein Rückgang der Milchwirtschaft nicht mehr aufzuhalten.

Mit kämpferischen Grüssen
BIG-M

faire-milch.ch