Samstag, 20. Juni 2015

Big M: Konsumenten profitieren von der Not der Milchbauern

Gemäss jüngsten Medienberichten gibt es immer mehr Einkaufstouristen, welche von den Preisunterschieden zwischen der Schweiz und dem Ausland profitieren wollen. Die Unterschiede bei den Verkaufspreisen sind in der Tat markant. Bei den Milchprodukten hat das drei Gründe:

1.Der Wechselkurs zwischen dem Euro und dem Franken erholt sich nicht auf die erhofften Fr. 1.10.

2.Wir leben in der Schweiz auf einer Hochlohninsel. Die Verarbeitung von Milch kostet in der Schweiz rund das Doppelte. Das hat seine Richtigkeit.  Jeder Schritt, das Lohnniveau in der Schweiz abzusenken würde unseren Wohlstand gefährden.

3. Die europäischen Molkereien bezahlen zur Zeit ihren Bauern absolut ruinöse Milchpreise. Die Konzerne haben in den vergangenen Jahren massiv in Brüssel lobbiert, damit die EU die Milchquoten abschafft und jeder Bauer soviel melken kann, wie er will. In Irland z.B. steigerten nun die Bauern die Milchmenge um über 10 % ! Das Überangebot entfaltet jetzt seine Wirkung. Die Molkereien senkten die Preise auf ein Niveau, bei dem den Milchbauern der Atem ausgeht. Die Lage auf den Höfen unserer Kollegen ist dramatisch. Viele Milchviehhalter stehen vor dem Aus. Sie können vom Milchpreis nicht mehr leben. "Rechnungen stapeln sich und können nicht mehr bezahlt werden", so Romuald Schaber, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM), "mit meinen 45 Kühen mache ich derzeit im Monat einen Verlust von 2.000 Euro" ("Wilhelmshavener Zeitung", 16./17. Juni 2015).

Es ist kein Ruhmesblatt für die Regierungen unserer Zeit, dass sie eine Marktordung einführen, welche die sichere Versorgung der Bevölkerung mit dem hochwertigen Nahrungsmittel Milch in Frage stellt. Die vorhersehbaren Verluste der Milchbauern können nicht mit zusätzlichen Subventionen ausgeglichen werden, dafür ist in den Staatskassen schlicht kein Geld vorhanden. Umso unverständlicher ist es, dass sich die Regierungen hartnäckig weigern , Rahmenbedingungen im Milchmarkt zu setzen, damit die Bauern ihre Interessen am Markt auf Augenhöhemit den Molkereien einbringen können. Diese dringend notwendige Massnahme würde nichts kosten, den jungen  Bauern aber wieder eine Perspektive für die Zukunft eröffnen.

Die Konsumenten dürfen sich über billigen Käse aus Europa freuen. Sie sollten aber wissen, dass dies auch der Preis ist, an dem die europäischen Milchbauern zugrunde gehen.
faire-milch.ch