Dienstag, 28. Juli 2015

Proteste - Was passiert aktuell in Europa

Die desolate Lage auf dem Milchmarkt lässt überall in Europa Proteste aufflammen. Die Politik kann sich den Problemen nicht weiter verschließen und hat für den 7. September einen außerordentlichen Agrarrat in Brüssel einberufen.

Neuigkeiten in Europa:
· Frankreich: nach anhaltenden Protesten mit u.a. Molkereiblockaden durch Bauern der FNSEA wurde am vergangenen Freitag mit der Milchwirtschaft vereinbart, im Schnitt einen Preis von 34 Cent/ Liter segmentübergreifend für 2015 zu zahlen. Aktuell liegen die Preise unter 30 Cent/ Liter. Einige Protestaktionen waren gegen Nachbarländer gerichtet. So wurden deutsche LKWs bei Aktionen an der Grenze observiert und deutschen Bauern wurde vorgeworfen, Preisdumping zu betreiben. – Die französischen Mitgliedsverbände des EMB, APLI und OPL, distanzieren sich von solchen Aktionen, bei denen die Schuld den Erzeugern anderer Länder zugewiesen wird. Sie setzen auf gemeinsame, solidarische Aktionen aller Milcherzeuger in Europa, um gemeinsam eine Lösung auf dieses europäische Problem zu finden. Die Probleme sind überall die gleichen: durch das europaweite Überangebot an Milch erhalten die Bauern keinen fairen Preis für ihre Arbeit. Dies betrifft alle Erzeuger gleichermaßen.

· Belgien: Zur Eröffnung der Agrarmesse in Libramont haben bei einer Aktion am Freitag Erzeuger des EMB-Mitgliedsverbandes MIG lautstark protestiert, um sich bei der Politik Gehör zu verschaffen. Anschließend fanden Gespräche mit dem wallonischen Ministerpräsidenten und den Landwirtschaftsministern der Wallonie und des Föderalstaates statt. Auch der Premierminister war anwesend. Agrarkommissar Hogan hatte seinen Messebesuch kurzfristig abgesagt, so dass es hier zu keinem Aufeinandertreffen kam. Die MIG kündigte weitere Aktionen an. In einer Presseerklärung vom 27.7. fordert die MIG zudem die Anhebung des Milchpreises auf ein Niveau wie es aktuell in Frankreich vereinbart wurde (34 Cent), um zumindest die nackten Produktionskosten decken zu können. Für viele belgische Erzeuger liegt der Milchpreis aktuell bei nur noch durchschnittlich 25 Cent/kg.
Hier zwei Videos zur Veranstaltung:
http://www.tvlux.be/video/les-agriculteurs-en-colere_19553.html
http://www.tvlux.be/video/la-foire-debute-sur-fond-de-crise_19551.html

· Deutschland: am 24.7. fand eine Protestaktion der Erzeuger der AbL und des BDM-Teams Niedersachsen vor der Geschäftsstelle des Deutschen Milchkontors, Deutschlands größter Molkerei, statt. Die Erzeuger kritisierten dabei die Ausrichtung auf Exportproduktion, obwohl weltweit Absatzmärkte fehlen und die damit einhergehende Überproduktion der Molkerei. Im Juni erhielten die Erzeuger des DMK lediglich 27 Cent/ Liter. Die Milchmenge müsse umgehend verringert werden, damit sich die Preise erholen können, so die Protestierenden.
(Pressemitteilung der AbL)

· Portugal: Auch in Portugal ist die Lage äußerst schwierig und die Erzeuger protestieren, u.a. bei einer Aktion am 15.7. Im letzten Jahr sind die Milchpreise um 25 % gefallen. Wie Vertreter aus Portugal berichten, befände sich der Sektor im schwierigsten Kapitel seiner Geschichte. Zahlreiche Erzeuger erhalten aktuell nur noch einen durchschnittlichen Milchpreis von 23 Cent pro Liter.
Fotos der Proteste:
https://www.facebook.com/media/set/?set=a.969064843114938.1073741853.895790267109063&type=3
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· Litauen: Quellen berichten, dass Litauen als erstes Land Interventionen beantragen wird. Litauen habe knapp 200 Tonnen Magermilchpulver zur öffentlichen Intervention angeboten. Weitere 500 Tonnen sollen wöchentlich folgen, bis mindestens Ende nächsten Monats (insgesamt ca. 2 700 Tonnen). Die Preissituation in dem baltischen Staat sei so fatal, dass man auf diese niedrige Unterstützung aus der EU zurückgreifen müsse.

Quelle: europeanmilkboard.org