Sonntag, 20. September 2015

BIG-M: Der Milchmarkt läuft für die Konzerne - nicht für die Bauern!

Die Schweizer Milchbauern warten immer noch auf bessere Zeiten. Auf dem Schweizer Milchmarkt geht es zu und her wie in einem Bazar. Es fehlt  offenbar viel Milch. Der heisse Sommer und die vielen Aussteiger aus der Milchproduktion hinterlassen Spuren. Auch der Anreiz  des ZMP, die Lieferrechte neu nach der gelieferten Menge 15/16 zu zu teilen , bringen nicht mehr den gewünschten Mengenschub. Für "freie" Milch werden aktuell sehr hohe  Spotpreise bezahlt. Jeder Liter Milch wird gebraucht. Davon merken wir Bauern aber nichts, denn der Grund für diese Preisüberbietungen ist folgender: Für das Nichteinhalten von Lieferverträgen drohen den Milchhändlern happige Strafzahlungen. Und weil die Milch nicht in dem erwarteten Masse kommt, müssen die fehlenden Mengen eben auf dem Spotmarkt beschafft werden. Egal zu welchem Preis, denn es ist immer noch besser, den Vertrag mit zu teurer Milch zu erfüllen als Strafen zu berappen. Und weil der Bauer nur das bekommt, was der Milchhändler noch übrig für ihn hat, wird er gleich doppelt gejoggelt . Hat es zuviel Milch, geht der Preis nach unten, hat es zuwenig, trägt er die Konventionalstrafen mit.


Für uns Bauern ist es zum Haare raufen. Die Liefermengen sinken.  Es fehlt Milch, trotzdem geht der Milchpreis nicht nach oben. Im Gegenteil. Wir erfahren aus der Presse, dass der Milchpulverhersteller Hochdorf 800 Millionen Liter importieren will. BIG-M rechnet nach: Wenn diese Rechnung für den Verarbeiter aufgehen soll, wie kalkuliert er? Milch aus dem europäischen Raum wird mindestens 30 Rappen kosten, bis sie in der Schweiz ist. Die Verarbeitung in der Schweiz kostet das Dreifache wie in Deutschland. Wie kann Hochdorf ohne Schoggigesetzgelder das Pulver dann wieder im Ausland verkaufen? Könnte es sein, dass die Schweizer Milchlieferanten von Hochdorf diese Verarbeitung querfinanzieren? 

Wenn in der Schweiz keine B Milch mehr für solche Geschäfte vorhanden ist, müsste der Rest der Milch nun eigentlich alles A Milch sein. Aber auch davon merken die Bauern nichts. Zu undurchsichtig sind die Preisgestaltungen zu intransparent die Milchflüsse.

Diese Milchtragödie muss so schnell als möglich beendet werden.  Die Milch ist eines der komplettesten  und natürlichsten Nahrungsmittel auf der Welt. Die Produktion erfordert höchste Sorgfalt und viel Herzblut. Die Milchviehhaltung prägt die Kulturlandschaften wie nichts anderes.  Es ist verantwortungslos, wenn man so einen bedeutenden Zweig der menschlichen Ernährung den hemmungslosen Gewinnoptimierern in der Milchmarktkette überlässt.  Ein geordneter Milchmarkt wäre für alle Beteiligten, vom Bauern bis zum Konsumenten nur wünschenswert. Der Milchviehbauer hat verlässliche Bedingungen um Investitionen zu planen, die Molkereien könnten mit einem zuverlässigen Angebot kalkulieren, und der Endverbraucher hat die Gewissheit, dass die Milch unter anständigen Bedingungen produziert wird. Und die Milchhändler? Die bräuchte es alle nicht, wenn sämtliche Milch nur noch über ein einziges Büro verkauft würde. Und dieser Schritt muss so rasch als möglich vollzogen werden.