Freitag, 30. Oktober 2015

CH: Weit und breit kein Ende der Milchmisere in Sicht

Die allermeisten Milchbauern haben nun die Gewissheit: Ihr Milchpreis wird ab dem 1. November deutlich tiefer sein. Der Milchmarkt ist nach wie vor nicht im Gleichgewicht. Das Angebot ist nicht auf die effektive Nachfrage ausgerichtet. Dies ist von der Politik bewusst so gewollt. Die Bauern sollen drauflosmelken und dabei "gesundschrumpfen", sie sollen billiger und effizienter werden. Ihre Kuhherden sollen grösser werden. Diese Entwicklung steht aber im Wiederspruch zu den Vorstellungen der Gesellschaft, welche ihre Sympathie klar für die kleinstrukturierte, bäuerliche Betriebe hat.

Gegen die aktuelle Krise unternimmt unsere Dachorganisation SMP nichts. Sie schweigt, wenn tausend Bauern in Bern für kostendeckende Preise demonstrieren. BIG-M wundert sich nicht, dass sich immer mehr Milchproduzenten fragen, wieso sie eigentlich an einen solchen Verband Zwangsabgaben abliefern sollen. Etliche haben schon versucht, diese Abgaben vom SMP zurückzufordern. Das gehe nicht, heisst es dann. Diese Abgaben seien vom Bundesrat als allgemeinverbindlich erklärt worden und deshalb einzufordern. Jeder informierte Bauer reibt sich die Augen: Die SMP beharren darauf, dass sich die Produzenten dieser Allgemeinverbindlichkeit beugen, aber wie steht es mit der bundesrätlichen Allgemeinverbindlichkeit für die Milchkaufverträge? Diese wird ja von der Mehrheit der Milchkäufer und -händler ignoriert! Und die Allgemeinverbindlichkeit, mit welcher vor zwei Jahren der eine Rappen für Marktentlastung eingefordert wurde, galt ja bekanntlich auch nicht für alle. Auch die Segmentierung wäre allgemeinverbindlich. Es gibt aber nach wie vor Milchkäufer, welche Mischpreise ausbezahlen. Zu all diesen Themen hüllt sich unsere Dachorganisation in Schweigen. Dieses Aussitzen von ungelösten Problemen akzeptieren immer wenige Milchbauern. Die Interessenvertretung der Milchproduzenten verliert zusehends die Unterstützung der Basis. Diese Entwicklung sollte zu denken geben. Die SMP muss sich jetzt entscheiden, ob ihm das immer wieder betonte gute Gesprächsklima mit den Milchhändlern und Milchverarbeitern wirklich wichtiger ist, als die wirtschaftliche Zukunft seiner Mitglieder, der Milchbäuerinnen und Milchbauern. Denn ohne diese Betriebe, wird auch die Dachorganisation überflüssig.

Mit kämpferischen Grüssen 
BIG-M